Nach der Begrüßung der Gäste durch die Präsidentin der OPK, Andrea Mrazek, führte OPK-Kammerversammlungs- und Vorstandsmitglied Johannes Weisang durch das Programm. Die anwesende Vizepräsidentin des Landtages, Regine Lück, sprach das Grußwort. In diesem schilderte sie die politische Sichtweise auf das Thema psychische Erkrankungen und deren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Mecklenburg-Vorpommern. So sei die Sensibilität für das Thema erkennbar gestiegen, die Stigmatisierung dagegen gesunken. „Das Wissen zu psychischen Erkrankungen wächst in der Bevölkerung, es bleiben aber Unsicherheiten. Und Sie sind die Experten“, so Regine Lück zu den anwesenden Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Auch die Anfragen im Landtag zur psychotherapeutischen Versorgung des Bundeslandes wären latent.
Als ein weiteres augenfälliges Thema in diesem Zusammenhang benannte Regine Lück die gestiegene Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern. Damit sei aber auch eine erhöhte Gewaltbereitschaft in der hiesigen Bevölkerung zu verzeichnen. „Unsere Aufgabe liegt in der Sicherung des Rechtsstaates“, so Lück, die sich eine Unterstützung und Einmischung der Profession der Psychotherapeuten auf diesem Gebiet wünschte.
Karen Stramm von der Fraktion DIE LINKE betonte, dass Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland mit den wenigsten psychotherapeutischen Behandlungen pro Einwohner sei. Ebenso gehöre eine Wartezeit von durchschnittlich 18 Wochen auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten zum Lebensalltag. Silke Gajek, die gesundheitspolitische Sprecherin vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, stellte in diesem Zusammenhang klar, dass genau diese durchschnittlichen 18 Wochen in der Demenz-Strategie des Bundeslandes eine fast unüberwindbare Hürde für die Angehörigen-Begleitung bedeute.
Wie viel Psychotherapie braucht nun Mecklenburg-Vorpommern? Auf diesen Exkurs nahm Andrea Mrazek, die Präsidentin der OPK die Anwesenden in Daten, Zahlen und Hintergründen mit. Auf jeden Fall müsse die ambulante psychotherapeutische Versorgung differenzierter und so gesetzlich untermauert werden, dass die Profession endlich über die Psychotherapie-Richtlinie hinausgehen könnte. Andrea Mrazeks Vorschläge dazu: Niederschwellige Zugänge für Patienten durch zum Beispiel psychotherapeutische Sprechstunden, dass als Krisenintervention aufsuchende Behandlungen sowie bei chronisch psychischen Erkrankungen Erhaltungstherapien möglich gemacht werden.
Aus dem Arbeitsalltag in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie berichtet Dietlind Schreiber aus Neubrandenburg. An Patientenbeispielen erklärte die Therapeutin infrastrukturelle Defizite wie auch Probleme beim Ineinandergreifen der Hilfssysteme auf sehr anschauliche Weise. Zusammengefasst äußerte sie am Ende ihres Vortrages drei Wünsche an die politischen wie KV-Vertreter der Veranstaltung: 1. Keine Verschiebebahnhöfe zwischen Gesundheitssystem und Jugendhilfe, was eine verlässliche und ausreichende Ausstattung der Jugendhilfe meint. 2. Freie Fahrt zur Therapie für alle – Teilhabegerechtigkeit bei infrastrukturellen Defiziten und eingeschränkter Mobilität im ländlichen Raum. 3. Keiner wird „hinaus gekickt“ – eine Flexibilisierung der Altersgrenzen für die Behandlung von Jugendlichen in Psychiatrie, Psychotherapie und Jugendhilfe.
Für die OPK war die Veranstaltung ein großer Erfolg, da es damit gelungen ist, Kontakte in die Politik zu knüpfen, mit denen die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern weiter voran zu bringen ist.