Frage: Warum machen Sie dieses Thema gerade jetzt auf und bitten die Landesregierung um Berichterstattung zur Weiterentwicklung der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen?
Simone Lang: Dieses Thema ist schon lange und immer wieder aktuell in der SPD-Fraktion. In den Arbeitsgruppen wird diese Problematik oft besprochen. In Sachsen haben wir die Versorgung psychisch erkrankter Minderjähriger im Zweiten Landespsychiatrieplan mit Zielen untersetzt. Jetzt fordern wir mit diesem Antrag eine Berichterstattung der Staatsregierung zur Ist-Situation zu den Zugängen von Kindern und Jugendlichen zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung im Freistaat. Mehrere Monate Wartezeit auf einen Therapieplatz sind nicht akzeptabel. Wir sehen die Notwendigkeit, für Eltern einen Leitfaden zu entwickeln, der klar aufzeigt, welches die ersten Adressen und die Behandler sind, an die sich die Eltern wenden können, um mit ihren Kindern gut in das Versorgungssystem zu kommen.
Welche Bezug haben Sie zu diesem Thema?
Simone Lang: Ich habe einen sehr persönlichen Bezug, weil mein Sohn selbst Autist ist. Ich weiß deshalb aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, Hilfe zu bekommen. Um zum Beispiel Frühförderung für Kinder zu erhalten, bedarf es einer Diagnose. Diese erhält man aber nicht unbedingt bei einem Arzt- und Therapeutenbesuch, sondern muss sich mehrfach mit den Kindern vorstellen. In ländlichen Regionen heißt das aber Strecken zurückzulegen. Ich lebe in Breitenbrunn im Erzgebirge. Die Stadt-Land-Unterschiede, gerade bei Kinder- und Jugendlichenpsychiatern sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, sind erheblich. Zudem haben wir den Eindruck, dass heute immer mehr Kinder und Jugendliche die Diagnosen ADHS oder sozial-emotionale Störungen erhalten.
Ich selbst bin ausgebildete Krankenschwester und Trauertherapeutin. Berufliche Erfahrungen sammelte ich im Sächsischen Krankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Reiboldsgrün und im Universitätsklinikum Regensburg.
Wie kann die OPK Sie in Ihrem Vorhaben unterstützen?
Simone Lang: Wir brauchen Ihre Sicht des Problems. Wo läuft die Versorgung gut und warum? Wo sehen Sie Bedarf, die Behandlung zu verbessern? Was braucht eine psychotherapeutische Praxis, um gut zu funktionieren? Wo muss es mehr Vernetzung zu Kliniken, Tageskliniken und ambulant tätigen Ärzten und Psychotherapeuten geben? Wie kann man diese schnell auf die Füße stellen? Es geht erstmal nicht um die ganz großen Fragen, die ganz viel Geld kosten, sondern um eine Bestandsaufnahme mit realistischem Entwicklungspotential.
Lebenslauf der Simone Lang
- Krankenschwester und Trauertherapeutin, geboren am 10. Mai 1971 in Erlabrunn, verheiratet, zwei Söhne, lebt in Breitenbrunn.
- Nach dem Realschulabschluss 1987 absolvierte Simone Lang in Aue eine Fachschulausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Berufliche Erfahrungen sammelte sie im Sächsischen Krankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Reiboldsgrün und im Universitätsklinikum Regensburg.
Nach der Elternzeit war sie als Koordinatorin im Hospizdienst Erlabrunn maßgeblich am Aufbau der Hospiz- und Palliativlandschaft im Erzgebirgskreis beteiligt, schloss eine Ausbildung zum „Integrativen Trauertherapeuten“ ab.
2010 wurde Simone Lang SPD-Mitglied. Nach vierjähriger Tätigkeit als Beisitzerin im Kreisverband Erzgebirge, wurde sie 2014 zu dessen Vorsitzender gewählt. Im gleichen Jahr ist sie in den Sächsischen Landtag gewählt worden.
Die ehrenamtliche Arbeit von Simone Lang liegt vorrangig im sozialen Bereich. Sie ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied der AWO Erzgebirge und stellvertretende Vorsitzende im Landesverband für Hospizarbeit- und Palliativmedizin Sachsen. Die Erzgebirglerin engagiert sich seit langem für die Verbreitung des Hospizgedankens und die gesicherte Förderung dieser Arbeit. In der Enquetekommission Pflege des Sächsischen Landtags entwickelt sie Strategien mit zur Sicherung der Versorgung und Weiterentwicklung der Qualität der Pflege für ältere Menschen. Zudem wirkt sie im Vorstand der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung mit. Regelmäßig lädt sie beispielsweise Schüler/innen und deren Eltern zu Drogenpräventionsveranstaltungen ein.