Kiffen ist ab 1. April legal:Jetzt die Folgen für Kinder und Jugendliche bedenken

Für Minderjährige bleiben Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis verboten. OPK-Präsident Dr. Gregor Peikert hält dies für Augenwischerei: „Es herrscht die Vorstellung, dass eine Entkriminalisierung von Cannabis nicht zu mehr Konsum führen wird. Dies ist nicht realistisch. Wenn das Rauschgift zuhause verfügbar ist, wird der Zugang auch für die unter 18-Jährigen erleichtert. Wenn Erwachsene in der Wohnung kiffen, atmen auch Kinder die Droge ein, kiffen passiv mit. Hier wurde der Schutz von Kindern nicht mitgedacht. Die neuen Vorgaben gehen an der Lebenswirklichkeit von Familien, Kindern und Jugendlichen völlig vorbei.“

Besonders im Jugendalter birgt Cannabis große Risiken für die psychische Gesundheit, erhöht die Gefahr schwerer Krankheiten wie Suchterkrankungen oder Psychosen. Die OPK bemängelt seit Jahren, dass es an Präventionsprogrammen zur psychischen Gesundheit in den bundesdeutschen Lehrplänen fehlt. Dazu OPK-Vizepräsidentin Dr. Sabine Ahrens-Eipper: „Wie geht man mit Stimmungstiefs, Stress und Leistungsdruck um, ohne zu Suchtmitteln zu greifen – das gehört ausführlich in die Lehrpläne der 7. und 8. Klasse. So könnten wir den Anteil derer vermindern, die zu Suchtmitteln greifen.“

Doch nicht nur Prävention und Aufklärung wurden nicht ausreichend bedacht. Bisher gibt es auch keine angemessene Versorgungsstruktur für Jugendliche mit Suchtproblemen. Angebote an Beratung, ambulanter und stationärer Behandlung sind für diese Altersgruppe nur unzureichend vorhanden.

Das Suchtpotenzial von Cannabis wird unterschätzt, wenn nur die körperlichen Symptome berücksichtigt werden. „Jugendliche, die regelmäßig konsumieren, begegnen uns jetzt schon in den Praxen. Konzentrationsprobleme, Stimmungstiefs, Antriebsarmut und Schwierigkeiten mit dem Schulbesuch sind klassische Folgen. Und in seltenen Fällen werden cannabisinduzierte Psychosen ausgelöst – eine der schwersten psychischen Erkrankungen, die es gibt. Wir müssen uns als Gesellschaft der Verantwortung stellen und eine vernünftige Prävention und Versorgung in diesem  Bereich einführen“, erklärt Dr. Ahrens-Eipper, die in ihrer Praxis in Halle auch Kinder und Jugendliche behandelt.

Die OPK sieht die Gefahr, dass der Cannabis-Konsum nun in alle Altersgruppen der Gesellschaft diffundiert. „Die Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie in den ostdeutschen Bundesländern und insbesondere in den ländlichen Bereichen ist schon jetzt angespannt. Gesetzt den Fall, es käme plötzlich eine große Zahl betroffener Jugendlicher, die zu behandeln wären, dann sind wir darauf nicht vorbereitet“, schildert Dr. Gregor Peikert die psychotherapeutische Versorgungssituation.