Ergebnisse der OPK-BlitzumfrageSie und an die 1.200 Kolleginnen und Kollegen haben sich beteiligt - Vielen Dank!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

wir waren sehr beeindruckt von der großen Resonanz auf unsere Blitzumfrage – dafür allen, die sich beteiligt haben, ganz herzlichen Dank! Die raschen und differenzierten Rückmeldungen zeigen das große Engagement und Verantwortungsbewusstsein in der OPK. Wie versprochen möchten wir Ihnen nun auch schnell einen ersten Überblick über die Ergebnisse geben. Die Daten boten eine sehr gute Grundlage, um auf die aktuelle psychotherapeutische Versorgungslage öffentlich hinzuweisen. Unser Pressegespräch am 29. April fand bundesweite Resonanz.

Besonderer Dank gebührt aber Ihnen allen, die während der Pandemie die psychotherapeutische Versorgung aufrechterhalten. Im Vergleich zu anderen Berufen werden Psychotherapeuten in der Öffentlichkeit zwar weniger wahrgenommen. Aber auch in unseren Praxen und in den Kliniken und Institutionen wird wichtige und notwendige Versorgung geleistet, gehen PP und KJP im Interesse der Allgemeinheit Risiken für die eigene Gesundheit ein. Dies verdient hohe Anerkennung!

Die ersten Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier. Detailliertere Auswertungen werden folgen.

Danken möchten wir auch für die zahlreichen Zuschriften auf unsere letzten Newsletter. Auch wenn wir leider nicht jede E-Mail persönlich beantworten können, nehmen wir doch Ihre Anregungen und Kritik aufmerksam wahr und berücksichtigen sie in unserer weiteren Arbeit.

Zunächst wünschen wir Ihnen ein angenehmes Maifeiertags-Wochenende

Ihr

Gregor Peikert

für den Vorstand

Die Ergebnisse der Umfrage

In den letzten Wochen hatten uns ganz unterschiedliche Informationen aus Mitgliedschaft, Politik und Medien darüber erreicht, wie sich die psychotherapeutische Versorgung und die entsprechende Nachfrage während der Pandemie entwickelt. Deshalb haben wir uns an Sie gewandt, um einen Überblick über die Situation im OPK-Gebiet zu gewinnen.

Am 16.04.2020 haben wir über 2000 Abonnenten des OPK- Newsletters, die in der ambulanten Versorgung tätig sind gebeten, an der Blitzumfrage teilzunehmen. 1143 Teilnehmer beantworteten die Fragen vollständig.

(Bitte klicken Sie auf die Grafiken, um diese zu vergrößern)

 

 

Die Verteilungen der Berufsgruppen und der Regionen entsprechen recht gut der OPK-Mitgliedschaft. Auch wenn Unsicherheiten bleiben, wie repräsentativ diese große Stichprobe ist – Daten und Freitextantworten geben uns wertvolle Hinweise.

Eine der zentralen Herausforderungen in den letzten Wochen war der Ausbau des Angebots an Fernbehandlungen, vor allem der Videosprechstunden. Mehr als zwei Drittel der Psychotherapeuten haben sich dieser Herausforderung gestellt. Dies ist besonders bemerkenswert, weil psychotherapeutische Fernbehandlungen bisher sehr kontrovers diskutiert wurden und erst seit einem halben Jahr als Kassenleistung zugelassen sind. Diese Zahlen belegen die Umstell- und Innovationsfähigkeit der Psychotherapeuten. Es zeigt sich außerdem, dass von den Psychotherapeuten, die Videobehandlungen anbieten, eine deutliche Mehrheit diese Behandlungsform nur fallweise oder recht begrenzt einsetzt. Nur recht wenige steigen vollständig oder weitgehend auf Fernbehandlung um. Dieser Befund spricht dafür, dass die Kolleginnen und Kollegen die Indikationsstellung differenziert handhaben und Behandlungen im persönlichen Kontakt die erste Wahl bleiben.

 

 

Mit größter Spannung erwarteten wir Ihre Antworten auf die Frage nach der Entwicklung der Anfragen von Patienten in Ihren Praxen. Im Vorfeld gab es Sorgen in beiderlei Richtungen. Einige befürchteten einen sehr starken Rückgang, andere ein Überhandnehmen der Nachfrage.

Tatsächlich berichten nur 12 % von einer gestiegenen Nachfrage, 58 % dagegen von einem Rückgang. Das passt auch gut zu der in den letzten Wochen generell gesunkenen Nachfrage nach ambulanten und stationären medizinischen Behandlungen. Patienten nehmen offenbar Hürden wahr, sich an Psychotherapeuten zu wenden. Ein Grund dafür könnte neben der Furcht vor Ansteckung die Informationspolitik von Medien und Behörden sein, die zeitweise behauptet hatten, nur „medizinisch notwendige“ Behandlungen seien erlaubt. Hindernisse für Terminvereinbarungen bei Psychotherapeuten waren sicherlich auch andere Faktoren, z. B. fehlende Kinderbetreuung oder reduzierte Verbindungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Möglicherweise sind aber auch einige Menschen mit psychischen Erkrankungen während der Kontaktbeschränkungen von Stressfaktoren entlastet.


 

Erwartungsgemäß sind die Praxen, die Kinder und Jugendliche versorgen, stärker vom Rückgang der Nachfrage betroffen. Das dürfte zum einen daran liegen, dass insbesondere bei jüngeren Kindern die Videosprechstunde weniger häufig einsetzbar ist. Außerdem dürften Familien durch die Einschränkungen während der Pandemie stärker belastet sein.

 

 

Trotz der vielerorts zurückgegangenen Nachfrage sind momentan noch 46 % der Praxen ausgelastet, mehr Kapazität frei haben nur 9 %. Erfreulich ist, dass der Anteil der Praxen, die derzeit keine neuen Patienten aufnehmen können, nur bei knapp 12 % liegt. Die psychotherapeutische Versorgung in Ostdeutschland wird durch die Kolleginnen und Kollegen tatsächlich wirksam aufrechterhalten.

 

 

Dass während der Pandemie Terminabsagen häufiger sind, verwundert nicht. Klar ist, dass dies zu spezifischen Schwierigkeiten beim Praxis-Management führt. Nahezu die Hälfte der Psychotherapeuten erlebt vermehrte Therapieunterbrechungen oder -abbrüche. Wir erleben also, dass es zu Risiken für die psychische Gesundheit während der Pandemie kommt. Um des Infektionsschutzes willen wird von manchen Betroffenen offenbar die Sorge um die psychische Gesundheit zurückgestellt.

 

Was machen wir mit diesen Ergebnissen?

Ihre Rückmeldungen geben einen wertvollen Einblick in die momentane Versorgungssituation. Dies haben wir bereits zum Anlass für ein Pressegespräch genommen, das am 29. April stattfand. Bundesweit wiesen Tageszeitungen auf die psychotherapeutische Versorgung hin und gaben die Botschaft wieder, dass sich Sorge für die Gesundheit jetzt nicht auf den Infektionsschutz beschränken darf. Auch der MDR-Hörfunk nahm dazu Beiträge in sein Programm auf.

Für Berufspolitik und Öffentlichkeitsarbeit bleibt es weiter wichtig, auf die Versorgungsangebote der Psychotherapeuten aufmerksam zu machen, z. B. auf kurzfristige erste Unterstützung durch psychotherapeutische Sprechstunden, auch auf Video- oder Telefonsprechstunden. Während der Pandemie und in der Zeit danach darf die Sorge für Menschen mit psychischen Störungen nicht aus dem Blickfeld geraten.

Dazu ist auch nötig, dass wir uns für die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Psychotherapie stark machen. Die häufig genannten Schwierigkeiten mit Konsiliarberichten geben uns ein sehr gutes Argument, dass wir in einem Schreiben an den Bundesgesundheitsminister verwenden werden. Wir fordern, dass für die Phase der Pandemie die Pflicht zum Konsiliarbericht für Kurzzeittherapien ausgesetzt wird – auch um Arztpraxen zu entlasten.

Die Erfahrungen mit Videotherapien zeigen auch eine Reihe von Problemen mit dem neuen Medium, sowohl technische als auch therapeutisch-praktische oder rechtliche. Wir sehen einen Bedarf an Fortbildung und Erfahrungsaustausch dazu und haben begonnen, Informationsmaterial und Online-Seminare vorzubereiten.

In den Freitext-Antworten der Umfrage haben Sie uns außerdem auf viele Probleme und Herausforderungen aufmerksam gemacht. Deren Auswertung haben wir begonnen und werden in Kürze in einem eigenen Newsletter darüber berichten.

Den Austausch innerhalb der OPK möchten wir fortsetzen. Das Medium der „Blitzumfrage“ scheint sich dafür zu bewähren. Wir hoffen, damit auch in Zukunft auf so gute Resonanz zu treffen.

Andrea Walter, Antje Orgass, Gregor Peikert und das Team der OPK-Geschäftsstelle