Frage: Zum Zeitpunkt der OPK-Mitglieder-Veranstaltungen werden die Vereinbarungen zur Änderung der Psychotherapie-Richtlinie noch nicht stehen. Warum sollten OPK-Mitglieder dennoch der Einladung in ihren Bundesländern zu „OPK vor Ort“ folgen und in eine Diskussion gehen?
Andrea Mrazek: Erstens weil der persönliche Kontakt gerade in einer Fünfländerkammer dem Vorstand generell wichtig ist und zweitens, weil schon jetzt durch die Rückfragen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) das Signal ergangen ist, dass nicht alles, was im G-BA beschlossen wird, Zustimmung findet und praxistauglich ist. Viele Festlegungen des G-BA können in den Ausführungsbestimmungen noch einmal eine andere Richtung erhalten. Daher ist jetzt die Diskussion wichtig, dass die Psychotherapeuten ebenso ihre Stimme für das BMG hörbar machen und rückmelden, an welchen Stellen der G-BA über das Ziel hinausgeschossen ist. Und dieser sensible Zeitpunkt, die Stimme zu erheben, ist genau jetzt.
Frage: Sie werden also in „OPK vor Ort“ genau über die Änderungen der Psychotherapie-Richtlinie informieren. Es geht aber noch nicht darum, wie die Sprechstunde in der Praxis umgesetzt werden soll?
Andrea Mrazek: Unsere Überlegungen ist zuerst, wie kann man die Sprechstunde so umsetzen, dass die Therapiezeit für die Patienten nicht noch geringer wird. Das werden wir jetzt in „OPK vor Ort“ tun. Wenn dann endgültige Festlegungen zur Sprechstunde stehen und die niedergelassenen Kollegen wissen wollen, wie genau sie es umsetzen können, sind auch die KVen gefragt. Das ist KV-spezifisch und könnte in jedem Bundesland etwas anders geregelt sein.
Frage: Wie viel Bewegung, Veränderung ist in diesem ganzen Prozess der Richtlinienänderung überhaupt noch möglich?
Andrea Mrazek: Es ist durchaus möglich in diesem Prozess noch zu rütteln, einiges umzustürzen. Solange nicht die endgültige Freigabe vom BMG ergeht, steht auch der G-BA-Beschluss nicht. Natürlich ist es illusionär, zu denken, man könnte es völlig neu erfinden. Aber offensichtliche Fehlschüsse, wie die Präsenzzeiten in den Praxen oder die Gedankenlosigkeit, was mit den Patienten nach der Sprechstunde passiert, wo sie einen Therapieplatz finden oder wo sie entsprechend ihres Bedarfs behandelt werden, ist noch zu diskutieren. Auch die Sinnhaftigkeit von Dokumentationsbögen, bei denen schon der Datenschutzbeauftragte erhebliche Bedenken hat und bei denen wir ebenso berufsrechtlich große Kritik üben, steht im Raum. In diesen Punkten stehen wir hinter dem BMG und die Antworten des G-BA sind dazu nicht befriedigend.
Frage: Was wird es nach den OPK-vor Ort-Veranstaltungen geben?
Andrea Mrazek: Wir werden die Kolleginnen und Kollegen auffordern, ihre persönliche Meinung an das BMG, an den G-BA zu schicken. Wir werden als Kammer und Kammervorstand unsere Position nach den Diskussionen mit unseren Mitgliedern zusammenfassen und nachdrücklich darauf hinweisen, wo wirkliche Verbesserungen für die Versorgung nötig sind. Auch nach einem Beschluss ist immer vor dem nächsten Beschluss und dieser hier ist dringend verbesserungsbedürftig.