Wird die OPK Barcodes einführen?Ein Gespräch zu greifbaren Zukunftsvisionen der Kammer

Frage: Herr Dr. Metge, warum hat die OPK bisher kein Barcode-System eingeführt, wie z.B. die Ärztekammer es hat? Was ist der Grund?

Grund ist die Schwierigkeit in der Umsetzung. Sie sprechen die Ärztekammern an. Diese haben schon sehr lange diese Systeme und sind untereinander vernetzt. So können alle von Ärztekammern akkreditierten Fortbildungsveranstaltungen eingelesen werden. Die Psychotherapeutenkammern hingegen wurden viel später gegründet. Sie hatten viel weniger Zeit, in ihrer Entwicklung die Handhabung der Fortbildungsmodalitäten zu klären, also auch das Für und Wider zu einem elektronischen System abzuwägen, das Informationen der Fortbildungen verarbeiten soll. Aufgrund der unterschiedlichen Gründungsjahre hat jede Kammer ihre eigene praktikable Lösung gefunden. Als jüngste Kammer haben wir uns die verschiedenen Systeme angesehen. So konnten wir prüfen, ob wir uns mit einer anderen Kammer zusammenschließen können. Diese kammereigenen Systeme haben aber ihre jeweiligen Pferdefüße. In der Praxis bedeutet das, dass Mitglieder ihre Zertifikate nicht schneller oder einfacher bekommen, nur weil die betreffende Kammer mit einem elektronischen System arbeitet. Auch diese Kollegen müssen Formulare ausfüllen und Kopien von Teilnahmebescheinigungen dennoch an ihre Kammer schicken. Am Anfang und am Ende müssen die Informationen damit auch händisch bearbeitet werden.

Müssen wir uns denn bestehenden Systemen anschließen?

Nein, wir müssen uns nicht unbedingt den bestehenden Systemen anschließen, sondern haben den Anspruch, die Nachteile oder Mängel, die uns in bestehenden Systemen aufgefallen sind, nach Möglichkeit zu vermeiden. Das bedeutet, wir könnten schon ein Barcodesystem einführen. Das würde aber derzeit weder für unsere Mitglieder noch für die Kammer den zeitlichen Aufwand senken oder Dinge einfacher machen.

Und es würde natürlich einige Kosten produzieren?

Das ist richtig. Jedes elektronische System bedarf der Pflege, es müssen Updates gemacht werden, das Programm muss entwickelt, gekauft und installiert werden.

Andere Psychotherapeutenkammern, die diese Barcodes haben, sind also auch nicht an die Ärztekammern angeschlossen?

Ich weiß zumindest von keiner Psychotherapeutenkammer, die an das elektronische System einer Ärztekammer direkt angeschlossen ist.

Es gab in der Vergangenheit Recherchen, wie hoch die Kosten wären, wenn sich die OPK an das System der Ärztekammern anschließen würde. Wie hoch waren diese?

Die Recherche stammt ungefähr aus dem Jahr 2008. Die Kammerversammlung hatte schon früh beschlossen, dass die Möglichkeiten für die Einführung eines Fortbildungsprogramms geprüft werden sollen. Allein der Kauf des Grundprogramms ohne Anpassungen sollte damals wohl um die 30.000 Euro kosten. Aktuellen Schätzungen zufolge wäre dieser Preis heute überholt – wenn Sie verstehen, was ich meine.

Was ist der Hauptkritikpunkt der Mitglieder, dass sie selbst sehr viel mit der Hand ausfüllen müssen und nicht einfach ihr Klebchen darauf setzen können? Ist es zu viel lästige Schreibarbeit oder krankt die Sache an den für sie zu langen Wartezeiten auf die Zertifikate?

Ich glaube weder das eine noch das andere. Wir haben nicht deutlich mehr Schreibarbeit zur Beantragung von Fortbildungszertifikaten als die Mitglieder anderer Kammern. Ich glaube, es ist eher eine gefühlte Benachteiligung gegenüber Mitgliedern anderer Kammern. Ich habe oftmals schon den Satz gehört: „Ich fühle mich wie ein Teilnehmer zweiter Klasse, wenn ich dort unterschreiben muss, statt mein Barcode-Klebchen hinzukleben“. Und dort sind wir dann eher bei einer Prestigefrage. Mit anderen Worten stellt sich da offenbar nicht immer die Frage, ob es dadurch einfacher würde. Aber das sollte doch das wesentliche Argument für eine Veränderung sein. Ich persönlich kann mich übrigens noch an Zeiten erinnern, in denen die Menschen Namen und nicht Nummern trugen.

Wie lang sind gegenwärtig die Bearbeitungszeiten für ein Fortbildungszertifikat?

Von der Antragsstellung über die Prüfung und Bearbeitung bis das Zertifikat beim Mitglied ist, sind es im Durchschnitt vier Wochen. Es geht auch mal schneller. Aber in großen Stoßzeiten, die in 5-Jahres-Abständen ab 2004 für die Niedergelassenen und ab 2009 für die Angestellten in Kliniken auftreten, kann es auch mal eine Woche länger dauern. Das ist immer noch ein guter Schnitt.

Liegen wir damit zeitlich gut im Vergleich zu den anderen Kammern?

Es gibt Kammern, bei denen die Bearbeitungszeiten in den gerade erwähnten Stoßzeiten durchaus auch einmal bei drei Monaten liegen können.

Was ist nun die Zukunftsvision der OPK? In welche Richtung wird die Kammer gehen?

Über QR Codes können schnell Daten eingelesen werden. Dennoch müssten Fortbildungsveranstaltung in der OPK mit größerem Aufwand bearbeitet werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir streben die Entwicklung eines elektronischen Systems an. Da haben wir mit unseren neuen Medien vielleicht eine große Chance und ganz andere Möglichkeiten zum Abruf von Informationen zu einer Veranstaltung. Zum Beispiel die Einbindung so genannter QR Codes, mit denen man ganz viel machen kann. Damit lassen sich alle wichtigen Informationen über eine Veranstaltung im Nu abrufen. Die andere Seite ist, dass die OPK hier mit Ärztekammern und anderen Psychotherapeutenkammern viel Vernetzungs- und Abstimmungsarbeit leisten muss. Wenn so viele Kammern wie möglich sich dieser Alternative anschließen würden, umso geringer wäre der Informationsverlust. Das benötigt Zeit – und bisweilen auch Geduld. Wir müssen ja das Rad nicht neu erfinden, aber könnten es vielleicht etwas besser federn und noch benutzerfreundlicher machen.

Zudem sind ebenso personelle Folgekosten mitzudenken. Jede Fortbildungsveranstaltung werden wir dann mit einem größeren Aufwand bearbeiten müssen. Es geht mir konkret darum, dass wir weiterhin alle unsere Mitglieder erreichen – also auch diejenigen, die kein Smartphone besitzen, das sie vielleicht bräuchten, um die neuen Möglichkeiten in Gänze nutzen zu können. Zu Ende gedacht heißt das, wir müssten unter Umständen über einen längeren Zeitraum zweigleisig fahren: das bisherige System mit der händischen Einreichung gepaart mit dem mit dem neuen elektronischen System. Das müsste so lange nebeneinander laufen, bis sich die moderne Technik flächendeckend durchgesetzt hat. Dennoch halten wir daran fest, nach einer modernen Lösung zu suchen. Diese sollte zusammenfassend die bekannten Probleme der Inkompatibilität und Benachteiligung beheben und uns zugleich die gewünschten Vorteile wie Servicequalität, Benutzerfreundlichkeit und Schnelligkeit bringen.

Wie realistisch ist diese Prognose? Werden sich alle Mitglieder einem elektronischen System anpassen, sprich ein Smartphone oder ein Tablet mit einer App, die diese Codes identifizieren kann, anschaffen?

Die Kammer kann den immerhin fast 3.900 Mitgliedern nicht die Entscheidung über ihren technischen Standard aufzwingen. Andererseits wollen wir uns natürlich den fortschreitenden Entwicklungen nicht verschließen. Das bedeutet letzten Endes, dass wir beide Seiten im Fokus haben müssen, einerseits den guten Service für unsere Mitglieder, andererseits eine solide Kosten-/Nutzenabwägung. So ist meine Prognose aus heutiger Sicht durchaus positiv. In Verbindung mit unserem neuen Kammerverwaltungsprogramm bietet sich hier die Chance, Verknüpfungen zu schaffen, die wir nutzen wollen. Realistisch betrachtet wird bis dahin wohl noch ein wenig Zeit ins Land gehen.