Rund 90 Teilnehmer folgten der Einladung nach Potsdam und genossen eine Tagung in gelöster Stimmung und herrlichem Inselhotel-Ambiente. Die OPK wird das KJP-Symposium fest als Veranstaltungsreihe etablieren und zukünftig regelmäßig initiieren. Um zu erfahren, was Ihnen dazu auf den Nägeln brennt, was Ihre Themen zum 2. KJP-Symposium wären und was wir beim nächsten Mal besser machen können, haben wir einige Teilnehmer dazu befragt.
Andrea Lehrke, niedergelassene KJP in Bernau: Ich finde es sehr unterstützens- und lobenswert, dass die OPK eine Tagung für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten ins Leben gerufen hat – gerade im Sinne der Vernetzung. Schade ist aus meiner Sicht, dass der 1. Symposiumstag auf einen Arbeitstag gelegt wurde, weil es nicht so einfach ist, sich dafür freizuschaufeln.
Die Themenauswahl ist sehr gut und als Mischung aus wissenschaftlichem Vortrag und praxisorientierten Hinweisen gestaltet. Zudem werden nicht so vieldiskutierte und bearbeitete Schwerpunkte wie ADHS aufgegriffen, sondern zum Beispiel Arbeit mit geistig behinderten oder mit chronisch kranken Kindern angeboten. Das ist eine gute Idee.
Was würden Sie sich für ein 2. Symposium noch verstärkt wünschen?
Ich wünsche mir mehr Austausch untereinander, die Unterstützung der Bildung von Regionalgruppen zum Beispiel. Am Rande einer solchen Tagung könnten sich Therapeuten aus Nordbrandenburg oder anderen Gebieten zusammenfinden. Ich bin noch relativ neu niedergelassen und fände es wünschenswert, eine solche regionale Vernetzung ins Laufen zu bringen. Ich glaube, dabei brauchen wir Unterstützung.
Gibt es noch eine andere Unterstützung, die Sie sich von der Kammer in Ihrer Arbeit wünschen würden?
Die arbeitsmäßige Überlastung ist im KJP-Bereich schon gegeben. Es müssten mehr KJPs arbeiten dürfen. Ich habe nur einen halben Kassensitz, obwohl ein ganzer Kassensitz durchaus angezeigt wäre.
Maria Schubert, Psychologische Psychotherapeutin in Zusatzqualifizierung zur KJP, tätig in der Autismus-Ambulanz Rostock: Ich würde viele kleine Vorträge schön finden mit kleinen Diskussionskreisen hintereinander weg. Ich wünsche mir zudem den neusten wissenschaftlichen Stand als update dargelegt, die am Nachmittag durch Praxis-Workshops ergänzt werden.
Welchen Themen schweben Ihnen vor?
Grundlagenforschung finde ich immer gut, Evaluation von Therapieprogrammen, Therapiematerialien, neuste Fragebögen, Diagnostik – also die ganze Bandbreite. Wenn das abgedeckt werden könnte, wäre das super.
Was sollten außerdem Themen von Workshops sein? Was möchten Sie für sich trainieren?
Es sollte etwas sein, dass man direkt in die praktische Arbeit mitnehmen kann. Ich mache jetzt hoffentlich gleich so einen tollen Workshop, nämlich „Arbeit mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen. Das ist für mich ein ganz großes Thema und es ist schwierig, dazu gute Fortbildungen zu bekommen.
Thekla Weihs-Godenrath, niedergelassene KJP in Heringsdorf: Der Fokus auf die KJP in einem Symposium zu legen, ist natürlich für uns eine tolle Sache. Wünschen würde ich mir intensivere Praxis-Workshops, zum Beispiel, was es an neuen Materialien für die Praxis gibt sowie einen Erfahrungsaustausch mit Kollegen über diese Sachen, die sie vielleicht schon ausprobiert haben. Was hat sich bewährt? Materialien zu störungsspezifischen Sachen. Wie kann ich Therapieerfolge abfragen?
Sabine Radert, niedergelassen in Wittstock-Dosse, arbeitet in tiergestützter Intervention: Sie haben mit dem Symposium genau meine Interessen getroffen, sonst wäre ich nicht gekommen. Ich fand es spannend zu sehen, welche Kollegen gibt es regional. Oben in meinem Bereich Rheinsberg ist das relativ dünn. Der Austausch hat mir sehr gut getan, informelle Treffen sind rar.
Von den Themen hat es mich ebenso hierher gezogen, zum Beispiel interessiert mich der neuste Stand zum Einsatz von Spielen in die Therapie sowie die Schnittstelle geistige Behinderung und psychische Auffälligkeit. Damit habe ich im Alltag viel zu tun und bin sehr neugierig drauf.
Das Ambiente im Inselhotel ist super. Das trägt sehr viel zum Wohlbefinden als Teilnehmer bei. Außerdem ist die Veranstaltung in Potsdam in meiner Nähe, weil viel zum Veranstaltungsort fahren, hätte ich gar nicht können.
Wie sieht es mit Ihrer Vernetzung aus?
Im KJP-Bereich ist das schwierig. Gerade in meiner Umgebung ist das absolut überschaubar. Wir haben im weitesten Sinne im pädagogischen Bereich Vernetzung, könnte aber besser sein. Aber ich habe mir hier Ideen geholt, Initiativen zu initiieren. Ob ich das schaffe, sei erstmal dahingestellt, aber die Ideen sind da – an Treffen, an Gruppensupervisionen, an Erfahrungsaustauschen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Symposium.
Haben Sie trotzdem Hinweise, die wir bei einem 2. KJP-Symposium im Auge haben sollten?
Vielleicht die ungewöhnlichen Therapieansätze aufzunehmen. Ich arbeite zum Beispiel reittherapeutisch auf psychotherapeutischer Basis. Das klingt exotisch, doch da gibt es noch mehr. Das fände ich spannend.
Professor Dr. Jürgen Benecken von der Hochschule Merseburg: Ich bin das erste Mal bei einem solchen OPK-Symposium dabei. Ich finde das ausgezeichnet gemacht, auch weil es kurz und knapp ist. Um die Identität der KJPler zu fördern, war ein solches Symposium längst nötig. Das ist richtig und gut von der Kammer erkannt und ganz wichtig für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
Die Workshops, an denen ich gestern teilgenommen habe, fand ich sehr informativ. Nur eine Anregung in Bezug auf das Thema der Podiumsdiskussion: Da hat mir die Sicht der Institution Schule und die der Lehrer gefehlt. Das hätte ich sehr gut gefunden, die Lehrer zu hören. Ansonsten ist das Symposium einfach rundum gut.
Vielleicht noch die Anregung, erfahrene Leute aus anderen Kammern zum Austausch zu holen. Die Kammer Berlin wäre da eine Hausnummer gewesen, weil Berlin macht schon seit langer Zeit Psychotherapie auf Grundlage der Jugendhilfe. Das hat da eine ganz lange Tradition.
Haben Sie trotzdem Hinweise, die wir bei einem 2. KJP-Symposium im Auge haben sollten?
Mein Thema sind ja die Kinder, die gleichzeitig in der Jugendhilfe und therapiebedürftig sind, Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens, aggressive Kinder, teilweise aus schwierigen Lebenslagen. Das wäre mal eine Anregung für ein Thema. sich darüber Gedanken zu machen, wie diese Kinder überhaupt mit den gängigen Verfahren in der Ambulanz therapierbar sind oder inwieweit man von vornherein auf andere Maßnahmen zurückgreifen muss.