Das Thema des diesjährigen KJP-Symposiums im Sommer ist „Psyche trifft Soma – Zwei unabhängige Welten?“. Wie fanden Sie zu diesem Thema?
Cornelia Metge: Glücklicherweise sind es ja keine zwei Welten mehr. Bei vielen Erkrankungen, insbesondere bei chronischen Erkrankungen, ist das klassische Krankheitsmodell gar nicht mehr so einfach anwendbar. Oftmals handelt es sich um multifaktorielle Erkrankungen, zahlreiche Einflussfaktoren spielen dabei eine Rolle. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 20 Prozent der Kinder in Deutschland an einer chronischen Erkrankung leiden. Das sind rund 2 bis 3 Millionen Kinder, eine riesige Zahl. Viele von ihnen müssen sich auf ein Leben mit dieser Erkrankung einstellen. Das hat Auswirkungen auf die kindliche Psyche. Damit ist es ein wichtiges Arbeitsfeld für uns als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Dabei geht es neben den Strategien für die Krankheits- und Alltagsbewältigung auch um die Behandlung der Patienten mit psychischen Beeinträchtigungen, z.B. nach invasiven Eingriffen, und natürlich um die Prävention. Deshalb ist es für unser Symposium ein sehr wichtiges Thema.
Die Grenzen zwischen psychischer Komorbidität bei körperlichen Erkrankungen und somatischer Komorbidität bei psychischen Erkrankungen zu ziehen und zu behandeln, ist für Kinder – und Jugendlichenpsychotherapeuten sicher eine große Herausforderung?
Cornelia Metge: Das ist durchaus richtig. Doch statt sich dem allseits bekannten Ei-Henne-Dilemma hinzugeben und zu fragen, ob die psychische Beeinträchtigung der körperlichen Erkrankung folgt oder umgekehrt, ist es doch viel wichtiger, das Leid der Patienten ernst zu nehmen und in Kooperation mit den ärztlichen Kollegen zu einer wirksamen Behandlung zu finden. Das erfordert ein sehr hohes Maß an Bereitschaft, sich auch somatisches Wissen anzueignen, bzw. es zu erweitern und sich zu vernetzen, um eine ganzheitliche Versorgung der Patienten zu ermöglichen. Da es auch Ziel der letzten beiden Symposien war, über den berühmten Tellerrand hinauszuschauen, bleiben wir hier unserer Linie außerordentlich treu.
Das KJP-Symposium hält aber weiter eine Menge an interessanten Themen und sehr guten Referenten bereit. Können Sie einige nennen!
Cornelia Metge: In den Vorträgen zu körperlich chronischen Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die kindliche Psyche wenden wir uns auch den Themen der Prävention zu. Mit der Frage, „Was hält Familien gesund“, wird Frau Dr. Kunze in einem Vortrag Auskunft geben. Auch dem vieldiskutierten Thema „Umgang mit Medien“, wann spricht man von Konsum und wann von Sucht, schenken wir viel Zeit und Raum. Und last bat not least landen wir Dank der Rückmeldungen der Teilnehmer der letzten Jahre wieder bei der Vorstellung neuer Spiele in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
Gibt es im KJP-Bereich genügend Veranstaltungen, die auch der Vernetzung und Themenaustausches von Kollegen dient?
Cornelia Metge: In meiner Wahrnehmung ist es eher nicht der Fall. Die Kolleginnen und Kollegen versuchen sich zwar in den Qualitätszirkeln gut zu vernetzen, was auch wirklich gut funktioniert. Mir wird aber häufig im Gespräch signalisiert, dass es nicht ausreicht. Insofern sehe ich es auch als ein Thema unserer Kammer, zu dieser Vernetzung beizutragen. Das ist ein Anliegen unseres Symposiums, denn das zeigen die Rückmeldungen der vorherigen Veranstaltungen, dass die dort mögliche Vernetzung und der Austausch sehr geschätzt wird. Wenn wir dazu mit dem 3. KJP-Symposium beitragen können, ist das toll.
Hier das vollständige Programm zum KJP-Symposium:
⇒Freitag, 31. August 2018:
•Begrüßung, 12.00 – 12.30 Uhr
Gemeinsame Eröffnungsveranstaltung
Referenten: Cornelia Metge, Vorsitzende des KJP-Ausschusses der OPK, Johannes Weisang, Vorstandsmitglied der OPK
•Vortrag 1, 12.30 – 13.30 Uhr
Traumatisierung von Kindern und ihren Eltern durch invasive medizinische Eingriffe
Referentin: PD Dr. P. H. Heide Glaesmer, Psychologische Psychotherapeutin in der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig
•Vortrag 2, 14.00 – 15.00 Uhr
Gaming Disorder: Wenn der Konsum von Computer- und Videospielen zur Sucht wird
Referent: PD Dr. Florian Rehbein, Psychologe am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
•Workshop 1, 15.30 – 18.00 Uhr
Traumatisierung von Kindern und ihren Eltern durch invasive medizinische Eingriffe
Referenten: PD Dr. P. H. Heide Glaesmer, Psychologische Psychotherapeutin in der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig, Dr. Sabine Ahrens-Eipper, Psychologische Psychotherapeutin aus Halle (Saale)
•Workshop 2, 15.30 – 18.00 Uhr
Gaming Disorder: Wenn der Konsum von Computer- und Videospielen zur Sucht wird
Referent: PD Dr. Florian Rehbein, Psychologe am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
•Workshop 3, 15.30 – 18.00 Uhr
Spiel mit mir, neue Spiele / Spielen in der Kindertherapie
Referenten: Cornelia Metge, Niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Zschopau, Falk-Peter Scholz, Niedergelassener Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Dresden
•Workshop 4, 15.30 – 18.00 Uhr
Krankheit und Familie: Was stärkt Familien
Referentin: Dr. med. Johanna Kunze, Chefärztin in der Celenus Klinik Carolabad, Chemnitz
⇒Samstag, 01. September 2018:
•Yoga und Achtsamkeit, 08.00 – 08.45 Uhr
•Vortrag 3, 09.00 – 10.00 Uhr
„Papas Seele hat Schnupfen“ – Ein Leseprojekt der OPK mit Buchautorin Claudia Gliemann
Referentin: Claudia Gliemann, Verlegerin MONTEROSA Verlag, Autorin, Kinderlieder-Macherin, Karlsruhe
•Vortrag 4, 10.15 – 11.15 Uhr
Chronische Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die kindliche Psyche
Referent: Dr. med. Carsten Wurst, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums am SRH Zentralklinikum, Suhl
•Workshop 5, 12.00 – 14.30 Uhr
Chronische Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die kindliche Psyche
Referent: Dr. med. Carsten Wurst, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums am SRH Zentralklinikum, Suhl
•Workshop 6, 12.00 – 14.30 Uhr
Gaming Disorder: Wenn der Konsum von Computer- und Videospielen zur Sucht wird
Referent: PD Dr. Florian Rehbein, Psychologe am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
•Workshop 7, 12.00 – 14.30 Uhr
Krankheit und Familie: Was stärkt Familien
Referentin: Dr. med. Johanna Kunze, Chefärztin in der Celenus Klinik Carolabad, Chemnitz
•Workshop 8, 12.00 – 14.30 Uhr
Wenn Eltern sterben
Referentin: Beate Alefeld-Gerges, Sozialpädagogin, Gründerin von Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. Bremen
•Workshop 9, 12.00-14.30 Uhr
Schnelle Intervention bei Trauma!?
Referentin: Dr. Sabine Ahrens-Eipper, Psychologische Psychotherapeutin aus Halle (Saale)
Alle wichtigen Informationen im Überblick:
-3. KJP-Symposium der OPK: 31.08./01.09.2018
-Veranstaltungsort Inselhotel, Hermannswerder 30, 14473 Potsdam
-Gebühren: Tagungsgebühr insgesamt 240,00€
einzeln für die Tage: Freitag, 31.08.2018 = 140,00€
Samstag, 01.09.2018 = 120,00€
-Fortbildungspunkte: insgesamt 13 Fortbildungspunkte
einzeln für die Tage: Freitag, 31.08.2018 = 7 Fortbildungspunkte
Samstag, 01.09.2018 = 6 Fortbildungspunkte
-Zimmer im Inselhotel: für 110,00 € pro Nacht unter dem Stichwort „OPK“ bis 06.07.2018 abrufbar (Telefon 0331 / 23200).