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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir verspüren die Verunsicherung am eigenen Leibe, und nicht nur unsere Patienten reagieren mit Gefühlen von Angst, Ärger oder Resignation. Je länger die Restriktionen anhalten und je mehr wir uns eingeschränkt erleben, umso schwieriger wird es, anderen emotionale Unterstützung zu geben. Aber wer, wenn nicht wir Psychotherapeutinnen und -therapeuten, kümmert sich um die Kinder, die Jugendlichen und die Erwachsenen, die jetzt besonders stark verängstigt sind? Wer kümmert sich um die Menschen, die nur geringe psychische Ressourcen besitzen, Isolation und Einengung zu bewältigen? Deshalb: Psychotherapie findet weiterhin statt, Praxen sind offen. Psychotherapeuten arbeiten weiter, Patienten dürfen in die Praxen kommen. Wo das nicht möglich ist, können Videotherapien vorübergehend Ersatz bieten. Im Einzelfall ist es jetzt besonders wichtig, gut abzuwägen zwischen der Notwendigkeit von Psychotherapie und dem Schutz vor Infektion. Eine generelle Empfehlung der Kammer kann daher nur heißen: Entscheiden Sie individuell, verantwortungsvoll und mit Augenmaß! Leider enthalten einige behördliche Anordnungen noch immer missverständliche Formulierungen. Beispielsweise wurde Psychotherapie unter „Maßnahmen“ subsumiert, die nur dann durchgeführt werden dürften, wenn sie „ärztlich verordnet und medizinisch zwingend notwendig“ seien. Inzwischen sind in mehreren Verordnungstexten die Psychotherapeuten korrekt unter den anderen Heilberufen aufgeführt bei der Erlaubnis, ihre Praxen weiterhin betreiben zu können. Die OPK erhielt von der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Sächsischen Sozialministerium, die Auskunft, dass Psychotherapeuten zur „systemrelevanten Infrastruktur“ gehören. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Helfenden: Pflegende, Ärzte und die vielen, die unsere grundlegende Versorgung trotz hoher Belastung aufrechterhalten. Wir sollten ein Auge darauf haben, dass die von ihnen, die jetzt Psychotherapie benötigen, diese auch und möglichst rechtzeitig erhalten. Die Pandemie wird uns vermutlich noch länger herausfordern. Dafür wünsche ich Ihnen allen gute Ausdauer und Zuversicht! Ihr Gregor Peikert
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