Vorschau zum KJP-SymposiumIm Gespräch mit Dr. Marc Schmid aus Basel

Was erwartet die Teilnehmer in Ihrem Workshop?

Ich möchte gerne das Thema Kinder psychisch kranker Eltern und Gefahr für Vernachlässigung und Misshandlung aus einer multisystemischen Perspektive betrachten und Hinweise darauf geben, welche Hindernisse bei der Vernetzung der einzelnen Hilfen entstehen können und das Basler Konzept von MST-CAN kurz vorstellen. Ein zentrales Thema ist mir aber, die Partizipation der Kinder in diesen Kooperationsbeziehungen zu betonen, weshalb ich gerne vermitteln möchte, wie man den Kindern Skills und eine Coverstory vermittelt, und auch wie man Eltern davon überzeugen kann, Hilfen für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen.

Welche konkreten Kompetenzen können die Teilnehmer für ihre tägliche Arbeit aus dem Workshop ableiten?

Ziel ist es, in Kleingruppen und in Rollenspielen auch konkret zu üben, wie man Eltern davon überzeugen kann, Hilfen für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen, z.B. auch eine Fremdplatzierung einleiten kann, wenn die Eltern aufgrund ihrer eigenen Erkrankung mit den Erziehungsaufgaben an ihre Grenzen stoßen.

Zu Dr. Marc Schmid

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  • Dr. biol. hum. Dipl.-Psych., Leitender Psychologe der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der UPK Basel,
  • Psychologischer Psychotherapeut (KVT, Systemische Familientherapie, Körperzentrierte Psychotherapie),
  • Leitung des Bereichs Liaison, in welchem die Kinder- und Jugendpsychiatrischen/-psychotherapeutischen Unterstützungsangebote für Heime und die Multisystemische Therapie (MST Standard/MST-CAN) koordiniert werden

Forschungsschwerpunkte sind die Schnittstelle zwischen stationärer Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie, Traumapädagogik, Fremdplatzierte Kinder (Pflegekinder), Multisystemische Therapie, komplexe Traumafolgestörungen, Jugenddelinquenz, Selbstverletzendes Verhalten und Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Lehrbeauftragter am Psychologischen Institut Basel und an der medizinischen Fakultät der Universität Basel und mehreren FHs. Dozent und Supervisor an diversen Psychotherapieausbildungsinstituten. Dozenten- und Beratungstätigkeit für mehrere Jugendhilfeträger (u.a. für die SOS-Kinderdörfer Deutschland).

Was sind in Ihren Augen die drängendsten und brisantesten Themen, die an diesen Schnittstellen angegangen werden müssen?

Ich glaube, es geht zentral darum, Kindern von psychisch kranken Eltern früher und besser zu identifizieren und die verschiedenen Hilfssysteme besser miteinander zu vernetzen und die Verantwortung eindeutig bei einem System zu belassen.

Betrachtet man das deutsche und schweizerische System im Vergleich, wo sind die Unterschiede und was können beide Systeme von einander lernen?

Ich finde die Systeme so unterschiedlich, dass ich es sehr schwierig finde, die Frage zu beantworten. Zentral finde ich, dass man im deutschen System lernen könnte, solche Modelle, wie MST-CAN, auch in Deutschland zu integrieren und umzusetzen. Andererseits finde ich, dass man in der Schweiz vor allen Dingen vom deutschen Kinder- und Jugendhilfegesetz lernen könnte, dass es einfach einheitliche gesetzliche Lösungen gibt, die auch über die Kantonsgrenzen, was die Finanzierung angeht, Planungssicherheit schaffen.

Der Workshop von Dr. Marc Schmid findet am Samstag in der Zeit von 11 bis 12.30 Uhr statt. Über den Veranstaltungsraum werden Sie Vorort im Inselhotel informiert.