Geleitwort der OPK-Präsidentin zum Neuen JahrDas GKV-Versorgungsstrukturgesetz als große Chance für die Psychotherapie

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OPK-Präsidentin Andrea Mrazek

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Jahreswechsel ist traditionell ein Zeitpunkt des Rückblickes, der Vorausschau auf das kommende Jahr und der guten Vorsätze. Vielleicht haben Sie sich auch einen Klassiker der Neujahrsvorsätze vorgenommen, wie gesünder zu essen oder mehr Zeit für Ihre Familie zu haben. Ich persönlich habe mir vorgenommen, mehr Sport zu machen und bin, versehen mit einem Pulsmesser (einem Weihnachtsgeschenk), laufen gegangen. Ich bin jetzt schon dreimal gelaufen, habe mir dabei den Knöchel verstaucht und mache jetzt eine Pause.

Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Die vorerst letzte Gesundheitsreform – das GKV-Versorgungsstrukturgesetz – ist nach langer, von uns als Kammer hartnäckig und beharrlich durchgeführter Lobbyarbeit beschlossen worden – mit wesentlichen Veränderungen für die Psychotherapie. Wir haben es erreicht, dass im Bundestag eine Mehrheit der Abgeordneten sich die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu Eigen gemacht und dafür gestimmt hat. Es ist der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgern deutlich geworden, dass hier Veränderungen dringend nötig sind. Diese Entwicklung erfüllt mich mit Stolz und Freude, weil sie zeigt, dass unser Einsatz fruchtet.

Das vergangene Jahr war ein Jahr eines großen Umbruchs in Europa. Mehr Menschen als je gedacht haben hier Zuflucht gesucht. Die Versorgung von Flüchtlingen war und bleibt ein Problem, besonders im Bereich der psychischen Erkrankungen und der psychischen Folgeerscheinungen. Den Kolleginnen und Kollegen, die sich zahlreich ehrenamtlich engagiert haben und weiter engagieren, möchte ich meinen Dank und meinen großen Respekt aussprechen. Die Kammer wird dieses Engagement weiter unterstützen.

Etliches ist auch im vergangenen Jahr immer noch offen geblieben: Die angemessene Vergütung von ambulanten Therapieleistungen ist noch immer strittig. Das Thema PEPP im stationären Bereich sowie verbesserte Leistungen für stationäre Patienten mit psychischen Erkrankungen stagnieren, da die Rolle der approbierten Psychotherapeuten immer noch nicht gesichert etabliert und anerkannt ist. Deshalb können wir auch 2016 nicht lockerlassen, sondern werden an diesen Themen dranbleiben – hartnäckig und beharrlich. Nach einer Gesetzesreform ist vor der nächsten Reform!

2016 wird ein kräftezehrendes, ein wichtiges, ein politisches Jahr für uns. Es gilt die Umsetzung der Sprechstunde und aller damit verbundenen Dinge auf den Weg zu bringen. Eine praxistaugliche Ausgestaltung würde die Versorgung verbessern. Das Berufsbild würde sich deutlich verändern, endlich könnten Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten die Leistungen bezahlt bekommen und offiziell erbringen, für die sie qualifiziert sind. Leider spreche ich im Konjunktiv, weil wir als Kammer in der Umsetzung des Versorgungsstrukturgesetzes nicht offiziell einbezogen sind. Wir werden uns aber dennoch fachlich zu Wort melden und Sie entsprechend informieren. Das braucht Abstimmungen, das braucht Ihre Zuarbeit und es werden viele Termine daran hängen. Ein erster Vorschlag der OPK wird allen Mitgliedern zeitnah zur Kommentierung als elektronischer Newsletter zugesandt werden.

Wir sind als Berufsstand einen großen Schritt weiter gekommen, wir sind  in allen Bereichen der Versorgung angekommen. Ich bin mir sicher, in ein paar Jahren ist unser Beruf noch viel differenzierter. Gerade in ländlichen Gebieten werden wir Patienten hausarztähnlich versorgen, und es wird sehr viel mehr Vernetzung zwischen den verschiedenen Gesundheitsberufen geben. Da sehe ich die Psychotherapeuten mittendrin. Es ist eine faszinierende Vision, die in diesem Jahr vor uns liegt. Lassen Sie uns gemeinsam danach greifen!

In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Wünschen für erfolgreiche und kreative Umsetzungen der Neujahrsvorsätze

Ihre

Andrea Mrazek